
Er kann’s noch – Marko Happich
Das typische Motoren-Geknatter von Seitenwagen ertönt nicht mehr oft im TALKESSEL. Dass es von einem roten Sidecar mit der Startnummer 5 stammt, ist sogar sehr, sehr selten geworden. Und dennoch war genau dies gestern auf der WM-Strecke der Fall. Der einstige Star der deutschen Seitenwagencross-Szene gab sich bei seinem Heimatclub die Ehre und mal wieder richtig Gas: Marko Happich.
Sechs Jahre ist der Abschied des heute 46-Jährigen vom aktiven Renngeschäft mittlerweile her. Seine rotes „Dreirad“ hat er seitdem nur noch selten aus der Garage geholt. Der Fokus von Marko liegt heute vor allem auf seinem Job als Bademeister und dem Familienleben mit der jetzt sechsjährigen Wilhelmina und dem dreijährigen Friedrich. Und doch hat sein Motorsport-Herz nie aufgehört zu schlagen.
“Man weiß schon noch, wie es geht”
Souverän wie eh und je lenkt Deutschlands bester Sidecarcrosser sein Gespann über durch die Kurven im TALKESSEL. „Man weiß schon noch, wie es geht“, sagt Marko, nach ein paar Trainingsrunden lässig über den Lenker gelehnt. Die Schweißperlen auf seiner Stirn kommen allerdings nicht nur von der heißen Sonne. „Ein bisschen fehlt die Kraft schon“, gibt der Großwilsdorfer denn auch zu. „Man müsste nur langsamer fahren, wenn man länger fahren will“, ruft Markos Frau herüber, die ihn mit den beiden Kids beim Ausflug nach Teutschenthal begleitet. Muss dann aber selbst lachen. Nein, langsamer fahren ist Markos Ding nicht.
Marcus Richter indes findet die Leistung des Altmeisters am Sidecarlenker gar nicht schlecht: „Das Fahrerische steckt eben drin und die Grundfitness ist immer noch da.“ Marcus hat an diesem Trainingstag den Platz auf der Seitenwagen-Plattform eingenommen. Der 28-Jährige, der aus dem sächsischen Leubsdorf stammt, ist eigentlich mit dem Österreicher Anton Wanger als Pilot unterwegs. Beide fahren in der tschechischen Seitenwagenmeisterschaft und sind dort aktuell Sechste. „In der DM sind die Rennen weit weg und die Stimmung in der tschechischen Szene ist sehr angenehm“, erklärt der KfZ-Mechaniker die Wahl der Meisterschaft.
Start in Jüterbog geplant
Beim kultig-verdächtigen Ab-Training der Sidecarcrosser, das jedes Jahr im Herbst in Neiden bei Torgau stattfindet, traf der LVMX-Meister aus Sachsen auf den sechsfachen Deutschen Meister aus dem sachsen-anhaltischen Burgenlandkreis. Und es entstand der Plan, es doch einmal gemeinsam zu probieren. Beim 47. Jüterborger Motocrossin zwei Wochen soll es soweit sein. Ein Lauf zur LVMX-Meisterschaft steht im Rennprogramm. Der Anfang für einen neuen Karriere-Abschnitt? Marko winkt lachend ab. Mal ein kleines Rennen aus Gaudi mitzufahren, das ist für ihn okay. „Aber noch mal in der Deutschen Meisterschaft angreifen? Auf keinen Fall“, so der Mittvierziger entschieden.
Dabei zerrt sein kleiner Sohn an seinem Arm und zieht Marko hinüber zu dem Kinder-Sidecar, das neben dem großen roten des Vize-Weltmeisters von 2004 geparkt ist. Friedrich hat genug stillgestanden und zugehört. Der Knirps will selbst Gas geben. So wie es seine Schwester gerade auf der Gelände des Fahrerlagers gemacht hat. Kündigt sich da etwa Nachwuchs für den deutschen Seitenwagencross an? Marko hätte sicher nichts dagegen.
Und wir freuen uns auf jeden Fall, wenn Happichs unserem Club weiter die Treue halten, auch wenn der TALKESSEL heute vor allem auf Solo-Rennen spezialisiert ist.
(Teutschenthal, 10.06.2018, Text/Fotos: Karola Waterstraat)