Teutschenthal // 21.06.2019 // Motocrossstrecke Talkessel

Pauline und die MXGP Academy

Jan Postema redet Klartext. Egal, ob junge Motocrosser vor ihm sitzen oder deren Eltern. Bei der MXGP Academy von Weltverband FIM und WM-Promotor Youthstream ist es  schließlich sein Ziel und sein Auftrag, MX-Talente ein Stück nach vorn zu bringen. Am heutigen Freitag ist der niederländische MX-Profi im TALKESSEL wieder in Aktion.

Fast schon traditionell hat am Vortag des „MXGP of Germany“ der Motocross-Nachwuchs in Teutschenthal die Möglichkeit, sich an ein Großevent wie einen WM-Lauf heranzutasten; unter Anleitung von Postema und seinen Landsleuten Martin van Gendenren und Zweifach-Weltmeister John van den Berk. „Es geht darum, die Spanne zwischen nationalem und WM-Niveau zu verkleinern“, erklärt der MX-Trainer die Intention. Und das bedarf eben auch deutlicher Worte in der kurzen Zeit von fünf Stunden. Motocross ist an keiner Stelle ein Sport für zarte Seelen.

In Teutschenthal sind es in diesem Jahr nur Mädchen, die an der Academy teilnehmen. „Die Damen-WM wird immer populärer“, begründet Postema die Auswahl. Im vergangenen Jahr hatte es zum ersten Mal einen solchen Kurs für Mädchen gegeben. Das war in Assen. Heute folgt nun Teutschenthal.

Mit dabei ist auch eine junge Fahrerin vom gastgebenden MSC: Pauline Sczeponek. „Ich wollte da unbedingt mitmachen“, sagt die Schülerin, die gerade die 5. Klasse beendet hat und im Sommer ihren 12. Geburtstag feiert. Der DMSB hat sie aufgrund ihrer Bewerbung  eingeladen. In der Landesmeisterschaft von Sachsen-Anhalt startet Pauline in den Klassen 65ccm und 85ccm, noch gegen die Jungs. Gerade ist sie Zweite. Ihre Ziele: An den Cross Finals will sie in diesem Jahr teilnehmen und später auch mal international fahren. Insofern fühlt sich das blonde Mädchen mit den langen Zöpfen genau richtig bei dieser MX Academy und verfolgt aufmerksam, was bei diesem Sonder-Training am Rande der WM erklärt wird.

2014 wurde die Academy als Idee von Youthstream-Chef Guiseppe Luongo aus der Taufe gehoben. Seither erhalten bei sieben europäischen Grand Prix’ im Jahr 15 Nachwuchstalende der jeweiligen Nation die Gelegenheit, in den WM-Zirkus hineinzuschnuppern. Im Beisein ihrer Eltern natürlich, ohne die MX-Nachwuchssport bekanntlich nicht funktioniert.

Das Programm ist straff durchorganisiert. Nach einer Einführung steht für die Mädchen u.a. Flaggenkunde auf dem Programm. „Es ist erstaunlich“, sagt Postema, „wie viele Nachwuchsfahrer sich da nicht sicher auskennen“. Sogar eine kleine Prüfung gibt es am Ende. Und ein Zertifikat. Kim Irmgartz, eine der bekanntesten deutschen WMX-Starterinnen, steht den jungen deutschen MX-Ladies unterstützend zur Seite. Auch deren Eltern sind übrigens nicht nur als Begleitung mit in Teutschenthal. Auch sie müssen zur Schulung. Einen Crash-Kurs in verbaler und non-verbaler Kommunikation mit ihrem Nachwuchs hat MX-Lehrer Postema für sie u.a. auf dem Programm.

Und natürlich dürfen die jungen Motocrosserinnen an diesem Vor-WM-Freitag auch Gas geben und auf die frisch präparierte Strecke – einmal auf die Startgerade und dann auf den Nordsektor der Rennstrecke. „Wir wollen dem Nachwuchs nicht Racing und Sprünge beibringen, sondern die Teilnehmerinnen einen Schritt zurück machen lassen, ihnen ein Gefühl für das Motocross-Fahren vermitteln und Anregungen geben“, so MX-Trainer Postema. „Um Motocross zu erlernen, braucht es eigentlich nur eine Wiese und ein paar Pylonen. Man muss nicht Tausende Kilometer zu einer Rennstrecke hinter sich bringen. Für gutes Motocross-Fahrens braucht es eigentlich nur das richtige Gefühl. Das Spielen mit dem Motorrad ist die Basis von allem.“

Wir vom MSC würden uns jedenfalls freuen, die eine oder andere Fahrerin von der MXGP Academy eines Tages bei einem großen Rennen im TALKESSEL wiederzusehen. Und Pauline wünschen wir viel Erfolg für ihre Pläne.

(Teutschenthal, 21.06.2019, Text: Waterstraat, Fotos: Holger John, Waterstraat)