
Pistenchef Daniel und seine WM-Vorbereitungen
Streckenvorbereitung – was bedeutet das eigentlich? Die Fahrbahn grubbern und bewässern, klar. Doch ist das alles? Unser Pistenchef Daniel Richter erklärt mal, was genau er eigentlich macht:
Der TALKESSEL ist weitgehend eine Naturstrecke mit Hartboden. Wenn viele Motocrosser ständig drüberfahren, sieht es an manchen Stellen hart wie Beton aus. „Dieser Boden muss vor der WM aufgerissen werden, etwa 40 Zentimeter tief und das mehrfach“, so Daniel. Ab kommendem Mittwoch ist ein Bewässerungsteam im Einsatz. Dann wird die Strecke abschnittsweise „unter Wasser gesetzt“, dann wieder aufgerissen, gewässert und wieder aufgerissen … „Der Boden wird so lockerer und staubt bei trockenem Wetter nicht so, was gut für die Zuschauer ist.“ Dass sich während der Rennen auf diesem Untergrund dann teilweise tiefe Spurrillen bilden, findet Daniel nicht so gut. „Aber ist von offizieller Seite gewollt.“.
Finale mit Kreiselegge
Drei Stunden dauert es etwa, den kompletten Track einmal so vorzubereiten. Bis Freitag wiederholt sich diese Prozedur vielfach. „Danach wird mit der Kreiselegge alles glatt gemacht und die Rennen könnten losgehen.“ Daniel wird dabei von seinem Sohn Bryan auf einer zweiten Maschine unterstützt. Auch im Hause Richter ist Motocross Familiensache. Ehefrau Diana ist eine der vielen Küchenfeen, die im Versorgungsteam hilft. Und Denny, Daniels zweiter Sohn, ist an der Ziellinie im Einsatz. Die Inter-DM 1997 war übrigens das erste Rennen des Teutschenthaler Pistenprofis, bei dem er auf der Strecke im Einsatz war. Seither hat er alle Veranstaltungen im TALKESSEL begleitet und entsprechend viele Erfahrungen gesammelt.
Die fließen auch in einen anderen Bereich der Streckenvorbereitung ein, die teilweise schon lange vor der WM beginnen. Es geht um das Streckendesign. Auch da ist der 47-Jährige ganz vorn mit dabei, bringt neue Ideen ein und setzt sie um. Da er selbst als Motocrosser unterwegs ist, hat er ein großes Verständnis für Kurvenformen und die richtige Platzierung von Wellen, um mehrere Spuren zu ermöglich. Auch für Sprünge und ihre Absprungwinkel, die darüber entscheiden, ob es hoch hinaus geht oder Fußrasten bei Whips fast den Boden kratzen, weil die Fahrer ihre Bikes so flach über den Sprunghügel peitschen. „Ich versuche, immer wieder mal was anderes reinzubringen“, so Daniel. Und längst nicht alles, das erst vor wenigen Jahren von ihm angelegt wurde, hat lange Bestand. So gefällt ihm aktuell eine Welle vor dem Zuschauerhang nicht mehr. „Da baue ich eine Treppe hin. Dann fliegen die Fahrer höher. Das wird für die Zuschauer attraktiver und spektakulärer. Ich hoffe, es gefällt.“
Und dann kommt Youthstream …
Vieles, was am Streckendesign passiert, entscheidet Daniel selbst. Erfahrungswerte von vergangenen WM-Läufen fließen ein, auch Beobachtungen von anderen Rennstrecken. Und vor jedem Deutschland-Grand-Prix kommt es außerdem zum Austausch mit dem Streckendesigner vom WM-Promotor Youthstream. Daniel kennt den Niederländer Freddy Verstappen schon einige Zeit. Beide arbeiten dieses Jahr nicht das erste Mal zusammen. „Er hat auch immer bestimmte Ideen, die ich vor der WM dann noch umsetzen werde.“
Nicht alles, was zur WM auf der Strecke geschoben und gebaut wird, bleibt allerdings bestehen. Es wird teilweise zurückgebaut. „Bei der WM sollen die besten Fahrer auch die beste Strecke vorfinden mit hohem Schwierigkeitsgrad. Schließlich soll der Beste gewinnen“, sagt Daniel, der selbst im Ort Teutschenthal Zuhause ist. „Da nach der WM aber auch wieder Hobbyfahrer bei uns trainieren wollen, werde ich zum Beispiel einige Sprunghügel entschärfen.“
Doch jetzt steht erst einmal das WM-Wochenende an. Vieles ist auf der Strecke noch zu tun. Besonderer Zeitdruck? Daniel, der sich – wie viele im MSC – für die Tage rund um die WM extra Urlaub genommen hat – ist entspannt. „Das bekommen wir bis zur offiziellen Streckenabnahme am Freitagnachmittag schon hin.“