Start beim Vers Motocross des Nations 2017 in Farleigh Castle

Vier MX-Haudegen auf dem Weg nach England

Wir sind schuld, wir der MSC Teutschenthal. Als wir im vergangenen Jahr zum ersten Mal unsere TALKESSEL-CLASSICS ausgerichtet haben, kam es am Rande zu einer Begegnung mit Folgen. Jemand berichtete in einer fröhlichen Runde von der unglaublichen Atmosphäre beim „Vets Motocross des Nations“, das seit einigen Jahren im englischen Farleigh Castle ausgetragen wird. Die Idee einer Teilnahme war  geboren. Bei Hardy Schadenberg. Mit  Michael Roth, Ronny Herlitschke und Steffen Meininger hat er schnell Mitstreiter gefunden. In der EVO-Klasse dieses Rennens für Mannschaften (es gibt auch eine Twinshock-Klasse) gingen sie im vergangenen Jahr an den Start. Und wurden Zehnte.

Team Deutschland 2017 beim VMXdN

Team Deutschland 2017 beim VMXdN

Schlechtes Wetter gehört dazu

Das geht doch noch besser, dachte sich das Quartett und bereitete sich nun akribischer auf den Ausflug in die Nähe von Bristol vor. Denn dass sie wieder starten wollen, stand unumstößlich fest. Trotz schlechtem Wetter, Regen, Wind und Schlamm vor einem Jahr. „Ein Tag solcher Tag gehört in Farleigh Castle eben einfach dazu“, hat Schadenberg gelernt. Am kommenden Wochenende, 8./9. September 2018, ist es wieder soweit. Die Bikes tragen nunmehr schwarz-rot-goldene Nummerntafeln. Die Sachen samt Ersatz-Bike sind gepackt. Morgen nach der Arbeit geht es in Magdeburg los. Allerdings ist Steffen Meininger diesmal verletzungsbedingt nicht dabei. Dafür springt kein Geringerer als Ex-MSCler Sebastian Paasch ein.

Vier Fahrer gehören beim VMXdN maximal zu einem Team. Mindestens drei von ihnen müssen über 40 Jahre und ihre Rennmaschinen unter Baujahr 1990 sein. Anders als beim offiziellen Motocross of Nations, das in diesem Jahr Anfang Oktober in den USA ausgetragen wird, starten alle Fahrer einer Mannschaft gemeinsam, weshalb nur maximal 15 Teams melden können. Gewertet wird wie beim MXoN. Alle Platzierungen werden zusammengezählt, es gibt ein Streichergebnis und am Ende gewinnt das Team mit den wenigsten Punkten.  Vier Mal wird gefahren, zweimal am Samstag und zweimal am Sonntag.

Team Deutschland 2017 am Vorstart in Farleigh Castle

Team Deutschland 2017 am Vorstart in Farleigh Castle

Weltklasse-Motocrosser am Start

Die Konkurrenz hat es in sich. Neben Deutschland haben u.a. die USA, Belgien, Österreich, Luxemburg, Canada und mehrere britische Teams gemeldet. Teilweise gehen einstige Weltklasse-Motocrosser an den Start wie Weltmeister Doug Dubach und US-Star Ivan Tedesco aus Amerika  sowie der englische MX-Hero Kurt Nicoll. „Was kann es denn Besseres geben, als gegen die Idole der eigenen Jugend anzutreten“, freut sich Schadenberg, der mit 46 Jahren der Oldie im Team ist. Genau das zu beobachten, mobilisiert auch Tausende Motocross-Fans, die Jahr für Jahr für eine unglaubliche Kulisse sorgen.

Die Strecke ist nicht ohne. Sie ist deutlich länger, als beispielsweise eine Runde im TALKESSEL. Und nur am Samstagmorgen gibt es ein kurzes Training. „Das gut zu bewältigen, ist äußerst wichtig, um einen guten Startplatz für die Rennen zu erzielen“, erklärt Hardy. Eigentlich ist der Track eine Kuhwiese – außerhalb von Rennzeiten. Doch die hat Tradition. Denn schon zwei Mal war Farleigh Castle auch Austragungsort des offiziellen Nationscups, 1969 und 1980. Beide Male siegten übrigens die Belgier.

Platz acht in diesem Jahr zu erreichen, haben sich er und seine Mitstreiter vorgenommen. Man kennt sich im Team seit vielen Jahren. „Wichtig ist es, dass unter uns menschlich passt und natürlich dass eine rennfähige Classic-Maschine vorhanden ist“, so die Maxime der Mannschaftsaufstellung. Schließlich müssen auch Startgebühren, Fahrt- und sonstige Kosten von den Sportlern selbst getragen werden. Offizielle Unterstützung gibt es nicht. Trotzdem ist die Vorfreude riesig. Hardy: „Das ist eben noch das ganz ursprüngliche Motocross, wie wir es lieben!“

Die Teammitglieder 2018

Hardy Schadenberg ist 46 Jahre alt und Motorradhändler in Magdeburg. Seit Kindesbeinen sitzt er auf Motocross-Maschinen, woran sein Vater Helmut, selbst ein ganz Großer dieses Sports zu DDR-Zeit, einen großen Anteil hatte. Hardy hat unzählige Siege eingefahren, war Mitte der 1990er in der 500ccm-Klasse der Motocross-Weltmeisterschaft am Start und sammelt bis heute Meisterschaftspunkte in der Landesmeisterschaft von Sachsen-Anhalt.

Michael Roth ist Service-Manager bei Corratec, einem Fahrradhersteller in Raubling (Bayern). Der 40-Jährige kann von zweirädrigen Gefährten nicht lassen. In der motorisierten Version steht er regelmäßig bei Rennen am Start und war auch schon bei den TALKESSEL-CLASSICS in Teutschenthal mit einem historischen Gefährt zu Gast. Zudem vermag er auch mit Muskelkraft zwei Räder schnell vorwärts zu bewegen, zuletzt 750 Kilometer bei der Tour de Kärnten (Österreich).

Ronny Herlitschke, 41 Jahre alt, lebt im brandenburgischen Finsterwalde und ist Medizinprodukte-Berater im Außendienst. Er hat das Motocross-Gen mit in die Wiege gelegt bekommen, ist doch schon sein Opa in den 1960er Jahren Motocross gefahren und mit Thomas Günther war ein Familienmitglied sogar Fahrer in der ehemaligen DDR-Nationalmannschaft. Er selbst startet heute noch regelmäßig in der Landesmeisterschaft von Berlin-Brandenburg. Gerade ist er zudem in der Classic-Europameisterschaft Zweiter geworden.

Sebastian Paasch ist mit 38 Jahren der Jüngste im Quartett und lebt im brandenburgischen Bestensee. Er zählte in den 2000er Jahren zu den besten deutschen Motocrossern und war u.a. bei der Motocross-WM am Start. Heute ist er als Abteilungsleiter bei Energiequelle GmbH zuständig für Projekte rund um erneuerbare Energien und widmet sich als Trainer vor allem dem Motocross-Nachwuchs.

(Teutschenthal, 04.09.2018, Text: Waterstraat, Fotos: Schadenberg)