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Gänsehaut-Momente beim deutschen Motocross-Grand-Prix in Teutschenthal

Der Motocross-Weltmeisterschaftslauf in Teutschenthal 2025 ist Geschichte und war ein weiteres Kapitel für die Geschichtsbücher. In der Top-Klasse MXGP gewann der Niederländer Jeffrey Herlings nach einem wahren Motocross-Thriller und feierte nach langer Zeit einen Sieg, den ihm jeder im weiten Rund von Herzen gönnte. Den LIQUI MOLY MXGP of Germany MXGP besuchten an diesem Wochenende im legendären „Talkessel“ insgesamt 30.200 Zuschauer.

Bei der diesjährigen deutschen WM-Runde, seit 1998 ohne Unterbrechung (außer in der Corona-Zeit) immer in Teutschenthal und zum bereits 29. Mal insgesamt als Lauf zur Einzel-WM, triumphierte der Niederländer Jeffrey Herlings zum 104. Mal in seiner Karriere, jedoch erst zum vierten Mal auf der legendären Talkessel-Rennstrecke. Dass dies hier nicht schon mehrmals der Fall war, liegt auch daran, dass der Rekord-GP-Sieger und fünffache Weltmeister auch in Sachen schwere und langwierige Verletzungen ziemlich Weltspitze ist. Wohl auch deshalb waren die Fans regelrecht aus dem Häuschen, als „The Bullet“ im zweiten Wertungslauf zwei Runden vor Schluss den Sieger des ersten Heats, seinen KTM-Teamkollegen Lucas Coenen aus Belgien, überholte und so die Weichen zu seinem vielumjubelten Gesamtsieg stellte.

Jeffrey Herlings triumphierte in Teutschenthal 2025 in der Top-Klasse MXGP

Dazu sagte der 30-Jährige anschließend: „2008 fuhr ich in der im ADAC MX Junior Cup und habe ihn gleich gewonnen. Seitdem genieße ich es, in Deutschland Rennen zu fahren, zumal ich nur 15 Minuten von der Grenze entfernt wohne. In Teutschenthal ist es immer eine besondere Challenge, auch diesmal nach der Streckenänderung. Sie macht viel Spaß, denn sie ist, so oder so, immer sehr anspruchsvoll. Das ist zwar nicht die Strecke, auf der ich die meisten meiner Siege errungen habe, aber heute liebe ich sie besonders. Ebenso die deutschen Fans, die ich wie die französischen, italienischen, Schweizer Fans als sehr enthusiastisch und als zusätzliche große Motivation empfinde.“

 

Bei der Siegerehrung der Top-3 des heutigen Renntages standen neben Jeffrey Herlings Lucas Coenen als Zweiter sowie der Franzose Romain Febvre. Der Kawasaki-Pilot hatte im ersten Lauf nach ebenfalls engem Kampf mit dem weiteren Niederländer Calvin Vlaanderen mit Rang vier vorliebnehmen müssen, doch mit seinem ungefährdeten Rang drei im zweiten Heat, schaffte er als Gesamtdritter seinen neunten Podestrang im zehnten Grand Prix des Jahres. Klar, dass er damit auch seine souveräne Tabellenführung verteidigte.

Die Siegreichen der MXGP – Lucas Coenen, Jeffrey Herlings und Romain Febvre (v. l. n. r.)

Nachdem im Quali-Race am gestrigen Samstag der Lokalmatador Noah Ludwig aus Aschersleben als Elfter ein echtes Achtungszeichen aus deutscher Sicht setzen konnte, sorgten heute Tom Koch aus dem thüringischen Wormstedt und Maximilian Spies aus Ortrand in Brandenburg für die Top-Ergebnisse aus deutscher Sicht. Im ersten Lauf wurde „ToKo“ bei bestem Rennwetter ebenso starker 14. und im zweiten, nun im Schlamm nach einem ergiebigen Regenschauer, kam „Spicy“ als 15. ins Ziel.

Tom Koch glänzte vor allem im ersten Heat

Während im ersten Lauf Maximilian Spies als 17. ebenfalls in die Punkteränge (bis Platz 20) fuhr, blieben diese Noah Ludwig als 22. sowie Cato Nickel aus Consrade, Peter König aus Eberswalde, Tom Kochs älteren Bruder Tim sowie Justin Trache aus Chemnitz verwehrt. Sie belegten die Plätze 23, 28, 34 und 36.

Maximilian Spies sammelte im zweiten MXP-Lauf satt WM-Punkte

Im zweiten Heat fanden sich Tom Koch, Justin Trache und Noah Ludwig gleich nach dem Start nur auf den letzten drei Plätzen wieder. Von einigermaßen Erfolg gekrönt war danach die Aufholjagd von Tom Koch, indem er bis auf Platz 20 nach vorn preschte und sich dafür zumindest mit einem WM-Punkt belohnte. Direkt hinter ihm kamen Cato Nickel, Peter König, Noah Ludwig und Tim Koch auf den Plätzen 21 bis 24 ins Ziel. Justin Trache machte nach vier Runden Feierabend, wurde aber dennoch als 32. gewertet.

 

In der „kleinen“ WM-Klasse MX2 der bis 23-Jährigen mit maximal 250-ccm-Maschinen ruhten die deutschen Hoffnungen auf dem Nordfranken Simon Längenfelder, denn dieser war mit dem sogenannten Red Plate angereist, welches jeweils den Meisterschaftsführenden symbolisiert. Im ersten Lauf arbeitete er sich nach mäßigem Start mit einer feinen kämpferischen Leistung noch vor bis auf Platz drei hinter den Heat-Sieger Andrea Adamo aus Italien sowie den Zweiten Sasha Coenen, den Zwillingsbruder von Lucas aus der MXGP.

In ihrem zweiten Rennen hatten die MX2-Piloten das zweifelhafte Vergnügen, als erste des Wochenendes auf eine vom Regen aufgeweichte Talkessel-Rennstrecke gehen zu müssen. Diese Verhältnisse wurden, neben einigen anderen, sowohl Sasha Coenen wie auch Simon Längenfelder zum Verhängnis. Der Belgier verlor bei seinem Sturz in Führung liegend so viel Zeit, dass er am Ende nur 15. wurde. Der Deutsche kam von Beginn an nicht wirklich in Fahrt und verbesserte sich nach einem weniger zeitraubenden Sturz auf Platz elf liegend und einem damit verbundenen zusätzlichen Verlust an Plätzen zumindest noch auf die neunte Position. Sein Resümee lautete anschließend folgendermaßen: „Das war trotzdem ein gutes Wochenende. Im ersten Lauf bin ich von sechs auf drei wieder vorgefahren. Die Starts und die ersten Runden haben diesmal nicht so gut geklappt, aber der Rest war eigentlich immer ziemlich gut. Im zweiten Lauf habe ich mich ein bisschen schwer getan und bin auch einmal hingefallen, weil der Gang rausgesprungen war. Ohne Brille zu fahren, war auch nicht lustig. Ich habe an diesem Wochenende ein paar Punkte verloren, aber es war trotzdem geil. Die Fans waren auf jeden Fall der Hammer und die Stimmung im Talkessel war allgemein mega. Deshalb bedanke ich mich allen. Wir haben noch zehn Rennen vor uns, das kann noch einiges passieren.“

Auch Simon Längenfelder genoss sein Heimrennen

Den zweiten Lauf gewann zwar der Spanier Guillem Farres vorm Belgier Kay de Wolf, doch mit Rang drei sicherte sich Andrea Adamo den Grand-Prix-Sieg und nahm zugleich Simon Längenfelder die WM-Führung ab.

Andrea Adamo gewann die MX2

Den Damen der Frauen-Weltmeisterschaftsklasse WMX war es heute vorbehalten, den Renntag mit ihrem zweiten Heat des Wochenendes zu eröffnen. Diesen gewann die Tabellenleaderin Lotte van Drunen, womit die Niederländerin zumindest ihr Red Plate verteidigte. Den GP-Sieg holte sich in der Addition beider Rennen die Italienerin Kiara Fontanesi mit Platz zwei, denn den ersten Lauf am Samstag hatte sie gewonnen. Lotte van Drunen war in diesem hinter der Spanierin Daniela Guillen nur Dritte geworden, sodass sie sich mit Gesamtrang zwei begnügen musste. Nach ihrem zweiten Platz gestern wurde Daniela Guillen heute hinter der weiteren Niederländerin Lynn Valk Vierte, was reichte, um das Gesamtpodium als Dritte zu entern. Larissa Papenmeier wurde an beiden Tagen Fünfte und okkupierte diesen Platz hinter Lynn Valk auch in der Overall-Wertung.

Während es Alexandra Massury und Lara Benecke als 17. bzw. 19. erneut in die Punkteränge schafften, schied Tanja Schlosser diesmal mit technischem Defekt aus.

Kiara Fontanesi auf dem Weg zum Gesamtsieg in der WMX

Auch die Support-Europameisterschaftsklasse EMX125 hatte bereits am Samstag ihr erstes Rennen ausgetragen. Jenes am Sonntag gewann der gestern Zweitplatzierte Mano Faure, womit sich der Franzose auch den Gesamtsieg holte. Ihn flankierten bei der Siegerehrung die Italiener Nicolo Alvisi und Filippo Mantovani. Während Alvisi gestern gewonnen hatte und heute Vierter wurde, sammelte Mantovani seine Punkte mit zwei dritten Plätzen. Nachdem der Mittelfranke Max Meyer gestern als 18. seine ersten EM-Punkte überhaupt geholt hatte, schaffte er das gleiche Kunststücke heute als 19. Noch einmal und war damit auch in der Gesamtwertung beider Rennen der bester Deutsche.

Mano Faure war der insgesamt Beste der EMX125

Wie in der WMX holte sich auch in der Elektro-Bike-Klasse MXE zur Junior-e Motocross Series für maximal acht Jahre alte Kids der Sieger des Samstagrennens, der Franzose Cesar Lagut, den Gesamtsieg. Dazu reichte ihm heute der dritte Platz hinter dem Austin Senior aus Großbritannien sowie dem Spanier Rodrigo Angel. Dieser wurde Gesamtzweiter vor seinem Landsmann Arik Lazaro. Nachdem Austin Senior gestern keine Zielflagge sah, spielte er in der Gesamtwertung lediglich eine untergeordnete Rolle und musste das Red Plate Cesar Lagut überlassen.

Rodrigo Angel, Cesar Lagut und Arik Lazaro (v. l. n. r.) siegten in der Kinder-Elektro-Bike-Klasse und nahmen die Glückwünsche vom KTM-Motorsportchef Pit Beirer entgegen

Am Ende des wieder rundum gelungenen Motocross-Festes zog der Vorsitzende des Gastgebers MSC Teutschenthal, Jens-Uwe Jahnke folgendes Fazit: „Ich denke, alle Erwartungen sind erfüllt. Es war wieder ein super Wochenende, die Fans und wir alle sind wieder auf unsere Kosten gekommen. Unser Team selbst hat auch wieder gute Arbeit geleistet. Wir wollen ja weiterhin fester Bestandteil im MX-Zirkus sein. Ich denke mal, dass wir wieder was richtig Gutes an diesem Wochenende und somit die Voraussetzung für die nächsten Jahre geschaffen haben. Das wurde uns auch in der abschließenden Jury-Sitzung so bestätigt. Der WM-Promoter kommt sehr gern nach Teutschenthal, weil hier alles passt. Wir bedanken uns recht herzlich bei unseren treuen Fans sowie unseren Sponsoren und Partnern, den Behörden und Dienstleistern sowie allen fleißigen Helfer.“

 

Dazu ergänzte Andreas Kosbahn in seiner Funktion als Geschäftsführer des hochprofessionellen MSC Teutschenthal: „Auch von meiner Seite kann ich sagen, dass wir sehr zufrieden sind mit dem Rennwochenende. Wir hatten eine fantastische Atmosphäre, denn die Fans haben den Talkessel wieder in ein Tollhaus verwandelt. Wir hatten erneut eine Steigerung bei der Zuschauerzahl. Mit 30.200 Fans war das die vierte Steigerung in Folge und die größte Zuschauerkulisse nach der Corona-Pause 2020.“

 

Der MXGP of Germany ist in Teutschenthal bis einschließlich 2027 gesichert, doch streben der rührige Verein sowie auch der Rechteinhaber Infront Moto Racing eine Vertragsverlängerung mit erneut langer Laufzeit an. Die Fans dürfte es freuen.